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Die Dreiecke der Führung

| Dr. Bernhard Rosenberger, Partner |


Seit langem trage ich das berühmte Zitat von Peter F. Drucker mit mir herum: „Führen heißt vor allem eine Person zu führen: sich selbst.“ In der Jetzt-Zeit der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz scheint der 2005 verstorbene Management-Autor sich wieder einmal als Prophet zu erweisen. Wir erleben in unserer Arbeit seit Jahren, dass die Führungspersönlichkeit wieder in den Fokus rückt. Denn wer sonst soll denn die „transformationale Führung“ praktizieren, wenn nicht der inspirierende, mitreißende und charismatische, aber auch zugleich dienende, unterstützende und „coachende“ Leader?

Also: Führung wird nicht abgeschafft (wie manche Pseudo-Apostel der 4.0er-Welt behaupten), Führung wird nur anstrengender, individueller und demokratischer.



Da das Führungsuniversum so vielfältig und komplex ist, arbeite ich mit unseren Klienten (vereinfachend) oft mit den „drei Dreiecken der Führung“:

  1. Das erste Dreieck ist 2005 entstanden: Führung ist eine Mischung aus Haltung (z. B. Glaubenssätze, Werte und Charaktermerkmale), Handwerk (z. B. Delegations-, Konflikt- und Feedbackregeln) und Handeln (z. B. Disziplin, Wirksamkeit durch Ergebnisse und Konsequenz im Tun).

  2. Dreieck Nummer Zwei hat sich 2012 aus der Zusammenarbeit mit der Firma Würth ergeben. Das damals gemeinsam entwickelte Führungskräfteentwicklungsprogramm besteht bis heute aus drei miteinander verbundenen dreitägigen Modulen und folgt der Logik: Sich selbst führen, Andere führen, Das Geschäft führen.

  3. Das dritte Dreieck fiel mir vor kurzem (2019) ein, als ich mich auf einen Vortrag zum Thema „Führung macht den Unterschied“ vorbereitet und dies anschließend im Urlaub überdacht habe: Führung findet heute zwischen den Polen Achtsamkeit und Agilität statt. Beide Begriffe sind inzwischen leider schon zu Buzzwords verkommen, beinhalten aber einen wahren Kern. Führungskräfte sollten einerseits auf sich und ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle achten und so auch das Umfeld betrachten. Durch Yoga und Meditation können sie dies übrigens stärken. Andererseits sollten die Führungskräfte von heute aus einem agilen Mindset heraus handeln, d. h. flexibel bleiben, das Vorläufige akzeptieren und ihren Teams neue Freiräume geben. Dies klappt nur, wenn sie auch authentisch bleiben, d. h. in Kontakt mit ihrem eigenen Ich, und dieses mutig, aber selbstreflektiert nach außen tragen. Das Dreieck zur modernen Führung besteht also aus Achtsamkeit, Agilität und Authentizität.

Ich bin seit 20 Jahren in der Führungskräfteentwicklung tätig. Das heißt: Die Dreiecke entstanden nicht am Reißbrett oder am grünen Tisch, sondern in der intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Selbst Lars Vollmer, dessen Buch „Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen“, das ich mit großem Gewinn gelesen habe, räumt ja ein, dass die Selbstorganisation Grenzen hat. Noch gibt es zu viele Blockaden und „Nebenbeschäftigungen“, die den Blick auf die Essenz von Führung in Unternehmen vernebeln. Denken Sie nur an zahllose überflüssige Meetings oder bürokratische (Planungs-)Rituale, die keiner mehr hinterfragt. Eines scheint sich aber stärker denn je herauszuschälen: Diese Essenz von Führung hat ganz viel mit der Persönlichkeit derjenigen Akteure zu tun, die als Manager, Abteilungsleiter oder Geschäftsführer Menschen und Unternehmen führen.

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