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Into the wild! Im Wohnmobil durch Alaska


| Roger Kihn, Partner |


Unsere Reise vom Yukon nach Alaska zum Denali-Nationalpark, den Fjorden und Gletschern im Süden, weiter zum Polarkreis über den Dempster-Highway bis in den Nordwesten von British-Columbia – oder: Welche Konsequenzen es hat, wenn Führung fehlt.

Es ging uns (meiner Frau Heike, meinem Sohn Finn und mir) bei unserer Reise nicht darum, möglichst komfortabel und völlig ohne Risiko voranzukommen, wir waren auf der Suche nach ein wenig Abenteuer außerhalb unserer gewohnten Komfortzone. Als wir unseren dreiwöchigen Trip im August in Whitehorse, der Verwaltungshauptstadt des Yukon starteten, bereiteten wir uns hauptsächlich auf zwei Faktoren vor: Größe und Entfernung. Im Westen grenzt das Territorium an Alaska, im Osten an die Nordwest-Territorien und im Süden an die Provinz British Columbia. Um dies alles zu sehen, legten wir im Wohnmobil knapp 5.500 km zurück, davon ca. 3.500 km auf „gravelroad“ (unbefestigten Fahrstraßen).

Etwa drei Viertel der rund 38.000 Einwohner des Yukon leben in der weit im Süden gelegenen Stadt Whitehorse. Die zweitgrößte Stadt, Dawson City, dort fließen der Yukon-River und der Klondike-River zusammen, liegt ca. 550 km nördlich und ist einzig über den Klondike Highway oder per Flugzeug erreichbar. Das 1896 während des Goldrauschs entstandene Dawson City zählt derzeit ca. 1.500 Einwohner.

Dazwischen liegen kleinere Siedlungen wie Carmarks und Pelly Crossing und vor allem eine unsagbar schöne, wilde Natur mit Tieren, die bei uns in Europa fast ausgerottet sind. Uns Europäern fällt es nicht leicht, ja es macht uns Angst, hier in Kanada plötzlich mit Bären, Wölfen und Pumas den Lebensraum teilen zu müssen. Wer die Schönheit des Landes erfassen will, muss sich umstellen. Er muss seine Achtsamkeit und seine Sinne schärfen und für Situationen trainieren, die bei uns undenkbar erscheinen. Denn der Yukon ist vor allem Bärenland. Hier leben mehr Schwarz- und Grizzlybären als Menschen. Bären können auf Bäume klettern und so schnell rennen wie ein Pferd. Sie sind unglaublich stark und sind in der Lage, Autos auseinanderzunehmen, um an Essbares zu kommen.

Wir, die wir in Deutschland aufgewachsen sind, wissen oft nicht, wie man sich in wilden Wäldern bewegt und sich gegenüber diesen Tieren verhält. Für alle zeltenden und durch die Wildnis wandernden Urlauber empfiehlt es sich, ein Bärenspray dabei zu haben. Normalerweise meidet das Tier den Kontakt zum Menschen, nur: Für den Fall aller Fälle reicht es nicht aus, eine mit Reizgas gefüllte Dose dabei zu haben. Man braucht auch die Erfahrung, es zielgerichtet einzusetzen. Auch Lautstärke ist eine gute Strategie, um ein ungewolltes Aufeinandertreffen von Mensch und Bär zu vermeiden. Soweit die Theorie.

Nach einer kurzen Einführung in die Funktionsweise des Stromgenerators, der Wasserversorgung und -entsorgung sowie der Campingausstattung unseres 24 Fuß langen Wohnmobils, kauften wir in Whitehorse ausreichend Proviant. Ein letzter Kaffee von Starbucks und dann ging es los auf unsere Reise. Nach der ersten ernsthaften Kurve am Klondike Highway mussten wir allerdings schon wieder anhalten, um das Wohnmobil sauber zu machen, da wir vergessen hatten, den Kühlschrank richtig zu verschließen. Unsere erste kleine Trainingseinheit.

Wir hatten bei Carmarks den Yukonriver überquert und auf einem Parkplatz angehalten, um ein Foto zu schießen, als die nächste kleine Trainingseinheit auf uns wartete: Ich hatte den Verleiher nämlich vergessen zu fragen, wie beim Wohnmobil die Handbremse gelöst wird, und ich fand keinerlei Bedienhebel dafür. Telefonnetz gab es keines und nach Carmarks waren es 6 km. Nach dem Einsatz meines Lebens – ich stellte mich auf den Highway, stoppte einen Truck, bezahlte den knurrigen LKW-Fahrer für seine Hilfe mit einer Flasche „Yukon Gold“ (teures kanadisches Bier) –, erreichten wir schließlich einen traumhaft schönen Campground am Frenchman Lake. Als wir am Feuer saßen und dem Geschnatter der vielen Eichhörnchen zuhörten, planten wir die nächsten Tage: Unser Ziel war es, den Silbertrail bei Keno-City zu besuchen, um dort einige Tage in den Bergen zu verbringen. Anschließend sollte es, nach einem letzten Proviantstopp in Dawson City, über den legendären Dempster-Highway und den Polarkreis überquerend nach Innuvik gehen – auf rund 780 km unbefestigter Piste.

Und nun zur Praxis: Die erste Nacht zu dritt im Wohnmobil war für uns alle unproblematisch. Doch nach der morgendlichen Joggingrunde am See kam dann die nächste Trainingseinheit. Wir fanden Bärenspuren: Tatzenabdrücke am Ufer, angefressene Fische, Kratz- und Kletterspuren an den Bäumen und Kothaufen in der Nähe unseres Wohnmobils. Das Bärenspray lag im selbigen. Aber wir hatten ja gelernt, dass Lärm Bären vertreibt. Mit einem lauten „Was kommt da für ein wüster Krach aus Frankfurt, Darmstadt, Offenbach…“ (Dank an dieser Stelle an die Rodgau Monotones) verscheuchten wir vor allem die niedlichen Eichhörnchen. Ob es bei den Bären gewirkt hat, die zweifelsfrei in der Nähe waren, kann ich nicht sagen.

Nach dem Frühstück draußen kam der Regen. Besser gesagt es schüttete, und ich lernte, wie es sich anfühlt, ein nicht gerade leichtes Wohnmobil über 20 km verschlammten Waldweg zum Klondike Highway zu steuern, ohne sich festzufahren. Die Alternative wäre gewesen, am Frenchman zu bleiben, doch wir wussten nicht, was wir tun sollten, wenn die Straße vom Regen völlig unpassierbar wäre und wir festsitzen würden. Der Preis war ein ziemlich verdrecktes Wohnmobil und mein genervter Sohn, der jede große Pfütze vor dem Durchfahren auf ihre Tiefe überprüfen musste. Um ehrlich zu sein: Selbst die schönste Landschaft macht bei Dauerregen nicht wirklich Lust auf ausgedehnte Bergtouren. Also Planänderung: Ab nach Dawson City und dann über den „Top of the world Highway“ mal schnell rüber nach Fairbanks, Alaska (ca. 650 km). Dazwischen unser erster Streit: Meine Frau und mein Sohn wollten duschen, doch ich erklärte, dass wir mit unseren 150 Liter Wasser sparsam umgehen müssten. Sie weigerten sich beharrlich mit mir weiter zu fahren, wenn ich ihnen nicht die Möglichkeit böte, ihrem Bedürfnis nach Hygiene nachzukommen. Stimmt, darüber hatten wir im Vorfeld nicht wirklich gesprochen. Ein Campground bietet neben Feuerholz, Plumpsklo und manueller Wasserpumpe nicht wirklich viel. Vor allem für das Duschen, wie wir es kennen, gibt es dort keine Gelegenheit. In Dawson City fanden wir dann einen privaten Campingplatz. Er glich eher einer Schlammwüste, einige Trailer standen bis zur Radnabe im Wasser, doch dafür gab es Duschen und Toiletten. Die waren allerdings mühsam zu erreichen wegen des vielen Wassers. Die Versorgung mit Strom und Wasser am Abstellplatz kostet dann gleich mal 50 Dollar mehr, aber was tut man nicht alles für motivierte Mitarbeiter, äh Mitreisende.

Mit der Zeit gewöhnt man sich auch an das Geräusch des Dauerregens, dachte ich. Doch wenn der Regen stärker wird, dann hört es sich an, als wenn man aus allen Richtungen mit Steinen beworfen wird. Dazu kommt das nervige Geräusch laufender Generatoren, die trotz des „Nachtbetriebverbotes“, vor allem von den riesigen „Wohnbussen“ der Amerikaner betrieben werden. Nachdem ich mir als Reaktion auf eine aus meiner Sicht angemessene Intervention ein derbes „Fuck you!“ eingefangen hatte, gab ich entnervt auf. Ich hatte in der Nacht nicht nur deswegen schlecht geschlafen und war froh, bei Tagesanbruch endlich losfahren zu dürfen. Nach einigem Gemaule vom Rest der Crew „Ich denke wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht!“, handelte ich einfach: Wasserschlauch ab, Stromkabel eingerollt und los.

Wir überquerten per Fähre den Yukon und machten uns auf in Richtung Alaska. Meine Entscheidung war richtig gewesen: Der Top-of-the-world Highway ist eine Augenweide und der liebe Gott spielte mit. Er schenkte uns für den Moment Sonnenschein und einen Ausblick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Wo immer man hinsah nichts als grenzenlose Landschaft. Die Grenze nach Alaska kam dann wie aus dem Nichts. Mitten auf einem waldfreien Hügel stand ein großes Haus mit kanadischer und amerikanischer Fahne. Die Zöllner waren freundlich, und nachdem ich versichert hatte, dass ich keine „fire-weapons“ bei mir hatte, durften wir passieren. Nach ca. 180 km erreichten wir Chicken. Ein altes Goldgräbernest, das seinen Namen einer Kneipe verdankt, die die berühmteste Hähnchenbraterei in der gottverlassenen Gegend betrieb. Nicht wirklich sehenswert, von daher schnell weiter Richtung Fairbanks (im Winter eine der kältesten Städte Alaskas mit bis zu minus 55 Grad) und schnell wieder weg von dort, denn auch diese Stadt ist alles andere als sehenswert.

Der Denali-Nationalpark war unser nächstes Ziel. Meine Frau bestand darauf, dort den mit ca. 6.200 Meter höchsten Berg Nordamerikas, den Mount. Mckinley oder „Denali“ (= der Erhabene) zu sehen. Das Problem daran ist, dass der Erhabene lieber seine Ruhe haben will und sich meist in Wolken und Nebel hüllt, sodass nur 10 % aller Touristen ihn in seiner vollen Pracht zu sehen bekommen. Ein weiteres Problem ist, dass der Berg sich ca. 90 Meilen vom Nationalparkeingang entfernt befindet und es nur zwei Möglichkeiten gibt, sich diesem Prachtberg sich zu nähern: 1. Man(n) bucht einen Campground – was im August ohne vorherige Reservierung quasi unmöglich ist, oder 2. Frau bucht eine geführte Bustour zum Wonderlake mit Start um 05:00 früh, Ankunft um 12:30; Rückfahrt um 13:00 und Rückkehr um 20:30. Wir stimmten ab, aber das Ergebnis (2:1 gegen die Fahrt im gasbetriebenen High-School-Bus) wurde von meiner Frau klar ignoriert. Führung ist der Versuch der Einflussnahme auf Menschen - und manchmal bleibt es eben bei dem Versuch. Bei einer Chance von 90 % den Berg nicht zu sehen, fokussierte sich Heike bei ihrer Entscheidung auf die verbliebenen 10 %. Was soll ich sagen: Der Erhabene hat sich erbarmt und ich habe in der Tat noch nie so einen schönen Berg gesehen. Meine Lerneinheit: Manchmal sind Entscheidungen zwar riskant, aber ohne Mut und Risiko erreichen wir nichts Großes.

Wir saßen nach unserer Rückkehr an einem klaren Bergsee am Rand des Denali Nationalparks, etwa 100 km von einem kleinen Ort namens Nenana entfern, der am Tanana River liegt. Im August 1992 wurde dort im Eis von Alaska die Leiche von Chris McCandless gefunden. Wer war dieser junge Mann, und was hatte ihn in diese gottverlassene Wildnis getrieben? Jon Krakauer hat sein Leben erforscht, seine Reise in den Tod rekonstruiert und ein traurig-schönes Buch geschrieben über die Sehnsucht, die diesen Mann veranlasste, sämtliche Besitztümer und Errungenschaften der Zivilisation hinter sich zu lassen, um tief in die wilde und einsame Schönheit der Natur einzutauchen. Das Buch heißt: „Into the wild“. Eine Reihe von Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen waren der Grund für den Hungertod von McDandless. Da waren wir wieder bei dem Thema: Die richtigen Entscheidungen treffen.

Wir nahmen die Karte zur Hand und entwickelten einen Plan, um mit unseren Ressourcen noch möglichst viel erkunden zu können. Über den Denali-Highway (es ist eine mit groben Steinen gespickte Schotterstrecke) ging es wieder Richtung Westen hinauf zum Top of the World Highway, nach Dawson City (Lebensmittel auffüllen), weiter über den Klondike Highway mit Tankstopp und dann links ab auf den Dempster Highway. Nach ein paar Kilometern querte in der Abenddämmerung ein Puma die Schotterstraße und wie immer war gerade jetzt der Akku meiner Kamera leer. Von da an war klar, dass die Ausrüstung immer funktionsfähig sein muss. Selbst ein Foto-Akku. Wieder was gelernt.

Apropos gelernt: Das Wohnmobil war mit einem Ford-V-6 Motor ausgestattet, der ziemlich durstig ist und nicht unter 30 Litern auf 100 km (bei Tempo 80 auf normalen Straßen) läuft. Der Tank fasste offiziell 120 Liter. Der mühsame Weg zum Polarkreis und durch die Tundra im Nord-West Territorium endet in der kleinen Stadt Innuvik. Bis dahin waren es 736 km. Eagles Plains (so der Name eines „Hotels“ mit Tankstelle) liegt ziemlich in der Mitte, und es ist die einzige Möglichkeit, um an Benzin zu kommen. Da wird man schon mal nervös, wenn die Tankanzeige 90 km vor dem Ziel schon Reserve anzeigt. Nur, was war die Alternative? Wir hatten einen 20 Liter Reservekanister dabei und ich entschied, so lange zu fahren, bis wir an der Tankstelle waren. Getankt habe ich dort dann 118 Liter – noch Fragen?

Einen Tag später sind wir nach der Überquerung des Polarkreises (gekennzeichnet durch eine große Infotafel), des Peel Rivers und des Mackenzie Rivers (jeweils mit Motorfähre) in Innuvik angekommen. Dort leben ca 3.000 Innuits vom Jagen, Fischen und der staatlichen Stütze – kein Ort, wo man sich willkommen fühlt. Sehenswert ist allerdings die Victory Church, auch „Iglu-Kirche“ genannt, eine katholische Kirche mitten in der Wildnis. Mein Sohn hatte das Bedürfnis, in dieser Kirche beim Gottesdienst zu singen, und der dortige Pfarrer (ein von den Philippinen stammender Geistlicher) war hellauf begeistert. Das Publikum war allerdings recht rar an diesem Abend und so war es für Finn wohl das Konzert mit den wenigsten Zuhörenden, das er je hatte. Naja, fünf Leute können auch laut applaudieren. Aber wir hatten neue Freunde gefunden: der Geistliche, die Apothekerin des Ortes (ursprünglich aus Mexiko) und der aus Ottawa stammende Bürgermeister. Einheimische bleiben dort lieber unter sich.

Aufgrund der sehr nördlichen Lage ging die Sonne erst gegen Mitternacht unter und um 4 Uhr schon wieder auf. Durch den Krach der Motorboote und eines nahegelegenen Schrottplatzes war an Schlaf nicht zu denken. Von daher wurde der Plan geändert: Agil wie wir sind, beschlossen wir, schnurstracks Richtung Süden aufzubrechen, um die Fjorde südlich von Skagway/Alaska zu erkunden. Ein Abstecher nach Juneau, der Hauptstadt Alaskas, musste dabei auch noch rausspringen.

Der Dempster Highway – mittlerweile eingespielte Routine – war nun etwas großzügiger zu uns und die Rückfahrt blieb regenfrei. Die Übernachtungen in den Campgrounds waren einsam und die Natur wieder launisch. Bei Temperaturen um die zehn Grad wärmte auch das beste Lagerfeuer nicht wirklich. Doch als wir in Whitehorse noch mal Lebensmittel eingekauft hatten, waren wir trotzdem froh, wieder in die Wildnis zu verschwinden. Wir waren mittlerweile 15 Tage und gut 4.500 km unterwegs.

Die Tage im Wohnmobil waren lang und bei drei Leuten auf engstem Raum bleiben Konflikte nicht aus. Gut, dass wir vorher Kommunikationsregeln festgelegt hatten. Nein, nicht wirklich. Klar, die Wolfssprache (lieben Gruß an Marshall Rosenberg) setzte immer dann ein, wenn nicht klar war, wer nun mit Saubermachen der Toilette dran war. Ab und zu gab es Gemaule, wenn ich zu lange am Steuer saß, die Schuhe nicht vor dem Betreten des Mobile-Homes ausgezogen wurden oder der Kühlschrank nicht richtig geschlossen wurde. Aber auch das gehört dazu und jeder trug seinen Teil bei. Es war ein Geben und Nehmen.

In Carcross besichtigten wir einen Indianerfriedhof und Finn sang einen wunderbaren Psalm. Es umgab uns eine so friedliche Stimmung und ein paar Einheimische, die wir vorher nicht bemerkt hatten, sprachen uns an, ob wir nicht zum Abendessen zu ihnen kommen wollten. Musik verbindet. So machten wir Bekanntschaft mit dort lebenden Indianern. Natürlich haben die uns viel Ramsch zum Kaufen angeboten – das war wohl Teil des Plans –, aber es war dennoch ein unvergesslicher Abend. Was wir nicht auf dem Plan hatten, war der Umstand, dass die Fähre von Skagway, etwa 100 km von Carcross entfernt, die nächsten drei Tage nicht fuhr. So kehrten wir um und fuhren über den Highway NO 1 nach Haines Junction und von da den Highway NO 3 nach Haines. Schlappe 500 km anstatt 100, aber mit einer herrlichen Zwischenübernachtung am Dezadeash Lake, wo bereits der Indian Summer begann. Wir hätten dieses Naturschauspiel nicht gesehen, wenn wir uns nicht für diese Variante entschieden hätten.

Die nächsten drei Tage waren regnerisch und der Campground in Haines bot nicht wirklich viel Abwechslung, außer einer Bärenfamilie an der Fischsperre des nahegelegenen Flusses. Eine Grizzly-Mutter mit zwei Jungtieren, die seit Jahren dort lebt, ist die Attraktion in der Gegend. Das war mir ehrlich gesagt zu initiiert. Es gab Heerscharen von Touristen, die stundenlang warteten, um den Bären beim Fressen zuzusehen. Von daher machten wir uns per Schiff Richtung Juneau auf – der Hauptstadt Alaskas. Es sind circa 80 km durch einen wahnsinnig schönen Fjord. Knapp 4 Stunden braucht es, bis man mit dem Schnellboot in der kleinen Stadt anlegt. Juneau wurde 1881 von dem gleichnamigen Goldgräber gegründet und ist nur per Schiff oder per Wasserflugzeug erreichbar. Die umliegenden Highways enden nach wenigen Kilometern. Juneau hat pro Monat zwischen 13 und 23 Regentage. Wir hatten Glück, denn als wir den nahegelegenen Mendenhall-Gletscher besichtigten, blinzelte die Sonne für eine halbe Stunde durch die Wolken. Ansonsten herrschte tristes Regenwetter. Aber, was ist, das ist, und wie wir darüber denken, versetzt uns in heitere Gestimmtheit oder Verstimmtheit. Führung heißt auch hier, Einfluss zu nehmen auf unsere Gedanken. Es war ein Erlebnis.

Als wir den Campground in Haines nach drei Tagen verließen, wurde uns bewusst, dass die letzten beiden Tage unserer Reise angebrochen waren. Es war eine Stimmung der Dankbarkeit, für alles, was wir sehen und erleben durften, der Traurigkeit, weil es bald vorbei war, und der Freude auf Zuhause – auf die Menschen, die uns vermissten und sich sorgten, aber auch auf unsere Heimat, das gewohnte Umfeld und das eigene Bett.

Die letzte Übernachtung auf dem Campground Conrad am Tagish Lake gelegen, war noch mal ein echtes High-light. Der Indian Summer hatte nun auch hier begonnen und in einer herrlichen Sternennacht verabschiedeten wir uns von einer Reise, von der wir im Vorfeld nicht die geringste Vorstellung gehabt hatten. Der Weg war unser Ziel. Wir haben viel gesehen, erlebt und vor allem aus der Situation gelernt. Das Buch „Into the wild!“ ist anders als das, was wir erfahren haben, aber dennoch passt der Titel zu unseren drei Wochen im letzten August. Führung war wichtig, denn sie wird immer dann bemerkt, wenn sie nicht stattfindet.


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